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Mein Wechsel vom Pen zur Pumpe - warum erst jetzt?

Wer meinen Bericht zu meiner Diabetes Diagnose gelesen hat, wird sich daran erinnern, dass ich Anfangs Schwierigkeiten damit hatte, mich selbst zu spritzen. Für alle anderen habe ich dies nun als Hintergrundwissen bereits erwähnt.

Seit Mai sind es 17 Jahre, die ich mit Diabetes Typ 1 lebe. In dieser Zeit hatte ich zwar auch gute Phasen, aber ich würde behaupten, dass ich erst seit wenigen Jahren eine gute Beziehung zu meinem Diabetes habe und es mit ihm dementsprechend auch erst seitdem gut läuft.


Auch wenn man immer wieder hört, dass das Management mit einer Pumpe leichter oder besser sei, habe ich mich immer dagegen gesträubt. Einige Jahre liefen besonders schlecht. Ein Grund dafür war die Pubertät. Ich habe immer wieder über lange Zeitspannen verdrängt, dass ich Diabetes habe. Das Blutzuckermessen ging mir auf den Geist und ich spritzte nur widerwillig zu den Mahlzeiten, weil mir bewusst war, dass mein Körper das Insulin zum Überleben braucht. Dementsprechend waren meine Werte - das kann sich jede lesende Person mit Diabeteserfahrung gut vorstellen.


Die Ärzt*innen versuchten jedes Mal aufs Neue herauszufinden, was das Problem war und eine Lösung zu finden, um mich zu unterstützen. Leider war das nicht so einfach. Immer und immer wieder wurde das Thema Pumpe in den Raum gestellt. Je nach Ärzt*in auf eine freundliche oder fordernde Weise. Ich sträubte mich. Ein Leben mit Pumpe konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Einige werden das sicher verstehen und andere werden sich fragen warum.


Warum nun doch ein Pumpenwechsel ansteht

Ich möchte an dieser Stelle davon erzählen, warum ich so lange konsequent eine Pumpe abgelehnt habe und wie es nun dazu gekommen ist, dass ich doch zu einer Pumpe wechseln werde. Während ich hier schreibe, warte ich nämlich auf meine erste Pumpe. In der kommenden Woche soll sie ankommen und ich werde sie zum ersten Mal anlegen.




Freiheit mit der Pumpe? In der Pubertät ein absurder Gedanke

Nach meiner Diagnose stand eine Pumpe nicht im Raum. Dank Honeymoonphase lief nach meinem Krankenhausaufenthalt auch alles gut. Erst als ich älter wurde, so mit 13 oder 14, wurden meine Werte deutlich schwankender und ich deutlich genervter von meinem Diabetes. Lange blockte ich das Thema ab, wenn es zur Sprache kam ab. Im Krankenhaus versuchte man mich dazu zu bringen Blutzuckertagebücher zu führen, um zu erkennen, wo etwas schief lief. Das funktionierte natürlich nicht.


Der Diabetes sorgte dafür, dass ich mich unfrei fühlte. Mein pubertäres Gehirn versuchte sich diese Freiheit zurück zu erobern, indem es alles vermied, was sie beschränken könnte.

Da war der Vorschlag zu einer Pumpe zu wechseln geradezu lächerlich. Das hätte ja bedeutet, dass der Diabetes ständig dabei wäre. Er würde wie eine Klette oder ein kleines Kind immerzu an mir dran hängen und mich daran erinnern, dass ich eben nicht frei war. Die Pens erlaubten mir das bisschen Freiheit, dass es für mich geben konnte und darum wollte ich auch nicht wechseln. Abgesehen davon hasste ich Aufenthalte im Krankenhaus. Ein Wechsel hätte bedeutet, dass ich erneut ein paar Tage im Krankenhaus verbringen müsste. Auch das wollte ich auf keinen Fall, auch wenn ich das zu der Zeit sicher nicht so hätte sagen können. So blieb es also bei den Pens.


Aber wie bin ich von diesem Mindset nun dazu gekommen doch wechseln zu wollen?

Einen großen Teil hat auf jeden Fall die Veränderung der Beziehung zu meinem Diabetes beigetragen. Durch die Akzeptanz und das Älterwerden, aber auch durch den Kontakt zu anderen Diabetiker*innen und ihrem Umgang mit Diabetes hat sich meine Einstellung verändert. Menschen, die über die Schwierigkeiten und den Umgang mit diesen sprechen, aber auch diejenigen, die zeigen, wie sie das Leben mit Diabetes feiern, haben mir einen ganz anderen und ganzheitlichen Blick ermöglicht.


Heutzutage kenne ich nicht nur mich selbst besser, sondern auch meinen Diabetes. Dank des Glukose-Sensors weiß ich, dass es nicht nur meine Schuld war, dass der Blutzucker damals so aus dem Ruder lief. Ich pflege zu sagen, dass mein Diabetes einfach sehr launisch sei. Zum einen gibt es kaum etwas auf das er nicht reagiert und zum anderen weiß ich nur selten, wie er diesmal reagieren wird. Ein paar Dinge gibt es, worauf ich mich verlassen kann, aber ich kann niemals alle Faktoren bedenken. Das hat bei mir über die Jahre dafür gesorgt, dass ich recht häufig unterzuckere und das meine Nächte komplett unterschiedlich verlaufen. Es gibt bei mir immer wieder Nächte mit ungeklärten plötzlichen Anstiegen der Blutzuckerwerte und genauso oft kommt es vor, dass ich Nachts ohne erkennbaren Grund in den Unterzucker falle. Das hat sich stark auf meinen Schlaf ausgewirkt. Während ich mich tagsüber recht gut auf mein Gespür verlassen kann, komme ich Nachts nie wirklich zur Ruhe. Bisher konnte dafür auch kein Alarm sorgen, da ich diese immer wieder als unzuverlässig erleben, was mich nicht gerade tief schlafen lässt.

Ich kann mich nicht mehr an eine Handvoll Nächte erinnern, in denen ich mehr als 4 Stunden am Stück geschlafen habe.


Meine Wünsche und Erwartungen

Mit dem Wechsel zu einer Pumpe und einem Loopsystem hoffe ich auf einen ruhigen und gesunden Schlaf. Ich wünsche mir Tiefschlafphasen und einen Morgen, an dem ich mich wach und ausgeschlafen fühle. Ich denke, dass ist nur möglich, wenn ich mich darauf verlassen kann, dass etwas reagiert, wenn mein Diabetes unvorhergesehene Launen hat.

Zudem konnte ich meine früheren Bedenken ablegen. Zwar fürchte ich, dass sie ab und zu im Weg sein wird, aber ich denke, dass sie mir keine Freiheit nehmen wird, sondern mir eine neue Freiheit dazu gibt.

Zumindest besitze ich nun den Willen und die Motivation der Pumpe eine Chance zu geben und sie mit meinen Lebensumständen zu testen.

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