Reisen mit Diabetes – das war nach der Diagnose echt ein Angstgegner für mich. Ich war wahnsinnig aufgeregt, ob ich nicht etwas Wichtiges vergesse, am Flughafen mit dem Insulin und dem Sensor durch die Kontrolle komme und – oh nein – mit der enormen Summe an Nadeln.
2 Monate nach meiner Diagnose war geplant den Sommer in Bulgarien zu verbringen. Nicht, dass die Diagnose an sich nicht schon aufregend genug war, jetzt hatte ich auch noch das vor der Brust. Also habe ich angefangen im Internet zu suchen, mich zu belesen und mich mit anderen Diabetikern und meinem Diabetologen auszutauschen. Ich fing an mir Listen zu schreiben, alle Diabetesdinge in doppelter bis dreifacher Menge zu bestellen, zu horten und zu organisieren.
Dann kam der 1. April – der Tag des Abflugs – und meine Anspannung hätte für 10 Personen gereicht, als ich am Flughafen vor der Kontrolle stand. Lustigerweise hat sich dort niemand für meine Diabetes interessiert und das Insulin und ich wurden ohne weitere Kontrolle durchgeschoben. Geschafft und glücklich zugleich würde ich meinen Gefühlszustand an dieser Stelle beschreiben.
In Bulgarien habe ich dann als erstes angefangen die Supermärkte auf bestimmte Low Carb & Zero Produkte zu durchforsten. Hier macht es definitiv auch Sinn, sich vorher ein wenig zu erkundigen, wenn ihr nicht alles im Koffer mitschleppen wollt - mehr Platz für hübsche Kleidung! Alles was ich vor Ort nicht bekomme und auf das ich nicht verzichten möchte, nehme ich immer im Koffer mit.
Ebenso habe ich für mich herausgefunden, dass ich mittlerweile lieber Ferienwohnungen buche, als ins Hotel zu gehen. Ich kann mich, den Diabetes und die Ernährung dort besser koordinieren und bin nicht auf feste Zeiten, wie z.B. beim Frühstück angewiesen. Das nimmt enorm viel Stress.
Nach 1,5 Jahren mit Diabetes und 5 Reisen (teilweise für mehrere Monate) kann ich sagen, dass niemand Angst davor haben muss. Wenn man sich gut vorbereitet, dann hat man genauso viel Spaß wie Menschen ohne Diabetes. Und im Urlaub kann man auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Dafür ist der Urlaub ja da.
Drei Fragen drei Antworten
Was hast du immer mit dabei?
Kühltaschen in mehreren Größen, eine kleine Miniwaage um Lebensmittel abwiegen zu können (so kein, dass sie sogar in die Handtasche passt) & Traubenzucker als Hyposnack (nimmt im Gepäck am wenigsten Platz weg)
Dein wichtigster Tipp fürs Reisen?
Eine Checkliste machen und abhaken, immer mehr mitnehmen als man denkt zu brauchen und sich über die Gegebenheiten am Urlaubsort vorab zu informieren. Sei es bei Lebensmitteln oder auch ärztlicher Versorgung. Es ist immer gut zu wissen, woran man ist.
Eine witzige/ spannende Story zur Reise?
(Ist gleichzeitig Tipp Nr.2) Da wir damals unseren Aufenthalt in Bulgarien spontan um immer wieder verlängert haben, gingen mir irgendwann die Nadeln aus. Also ging es in die nächste Großstadt zur Apotheke, dort hatte ich 2x Glück und bekam Nadeln. Leider ab dem Dritten mal nicht mehr und man wusste auch nicht, ob sie irgendwann nochmal wieder welche geliefert bekommen (Auf dem Balkan ist es manchmal „lustig“, ich liebe es aber sehr!). Wir sind dann einige weitere Apotheken in der Stadt angesteuert und dort wollte man uns nicht verstehen, glaub ich. Ich verließ sie immer wieder mit der Antwort „Nein, haben wir nicht!“ Wir haben dann Zeitgleich in deutschsprachigen Facebook-Gruppen Anfragen gestellt, ob jemand Tipps geben kann. Und es dauerte keine 30 Minuten, da hatten wir schon die ersten Hilfsangebot von anderen Diabetikern und Tipps, welche Apotheke wir am besten in der Stadt noch ansteuern sollten, um Glück haben zu können. So sind wir an einem Tag in 6 Apotheken gewesen, 5 Stunden durch die Gegend gefahren und am Ende konnte man mir Nadeln verkaufen, die zwar länger aber immerhin da waren. Wenn ihr Also mal nicht weiter wisst und weit weg von zu Hause seid, irgendwo gibt es immer Auswanderer, die sich freuen euch helfen zu können.
Mehr zu Janas Reisen mit Diabetes könnt ihr auf Instagram sehen und lesen @janniwillbefit
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