Loop-Systeme: Wie Nutzer*innen ihre Insulinpumpen erleben
- Blickwinkel Diabetes
- 30. März
- 3 Min. Lesezeit
Automatisierte Insulinabgabe – für viele Menschen mit Diabetes ein echter 'Gamechanger'. Doch welches Loop-System ist das Richtige? Wir haben mit verschiedenen Nutzer*innen aus unserem Team gesprochen, die uns von ihren Erfahrungen mit unterschiedlichen Insulinpumpen erzählt haben. Hier sind ihre Eindrücke, Vorteile und Wünsche für zukünftige Verbesserungen.
T:slim X2 mit Control-IQ & Dexcom (Sandrine & Hanne)
Die t:slim X2 mit Control-IQ wird von vielen Nutzer*innen gern genutzt. Besonders die Möglichkeit, direkt an der Pumpe Einstellungen vorzunehmen, wird geschätzt. Sowohl Sandrine als auch Hanne haben sich bewusst für die t:slim X2 entschieden. Sandrine, weil sie ihr System direkt über die Pumpe steuern wollte, ohne zusätzlich auf ein Smartphone angewiesen zu sein. Hanne wiederum berichtet: „Ich wollte ein System, das meine Basalrate flexibel anpasst, aber auch ein großes Reservoir hat. Die t:slim bietet mir genau das.“
Beide Nutzerinnen loben den Schlafmodus, der für stabile Nächte sorgt. Sandrine erklärt: „Ich habe nachts keine Schwankungen mehr und tagsüber weniger Stress, weil ich nicht ständig rechnen oder Nadeln auspacken muss.“ Herausforderungen gibt es bei der Korrektur hoher Werte, die als zu sanft empfunden wird – eine manuelle Anpassung ist hier oft notwendig.
Wunsch für die Zukunft: Anpassbare Alarme und individuell einstellbare Zielbereiche in den verschiedenen Modi.
Minimed 780G mit Guardian 4 (Tale)
Tale hat sich durch die Empfehlung ihrer Diabetespraxis für die Medtronic Minimed 780G entschieden, weil es zum Zeitpunkt ihrer Wahl das einzige verfügbare Loop-System war. Der größte Vorteil ist für sie der lernfähige Algorithmus: „Er hält den Blutzucker oft gut in Balance und kann große Schwankungen ausgleichen.“ Durch das 3ml-Reservoir und eine 7-tägige mögliche Tragedauer der Katheter ist zudem eine längere Nutzung möglich. Allerdings ist der Guardian 4-Sensor ein Schwachpunkt. Sie bemängelt häufige Fehlmessungen und eine umständliche Kalibrierung.
Wunsch für die Zukunft: Eine kleinere Pumpe, zuverlässigere Sensorwerte und individuell anpassbare Zielwerte.

YpsoPump mit CamAPS (Paula & Lisi)
Für Paula war die Kombination mit dem Dexcom-G6-Sensor ausschlaggebend für ihre Wahl. Sie empfindet das System als große Erleichterung, insbesondere nachts: „Das Loop-System nimmt mir im Alltag viel Arbeit ab. Ich muss nicht mehr ständig Korrekturen manuell durchführen.“ Lisi hingegen benutzt den Freestyle Libre 3 in Kombination mit der CamAPS App und der Pumpe. “Ich wollte unbedingt einen Loop, der algorithmus-gesteuert mitlernt”. Für beide bedeutet das Sytem weniger Stress im Alltag. Herausforderungen gibt es jedoch bei der Verbindungsstabilität zwischen Pumpe und Handy sowie bei der Korrektur hoher Werte.
Wunsch für die Zukunft: Die CampAPS-App für iOS, um Verbindungsprobleme zu lösen, sowie die Möglichkeit verschiedene Modi einstellen zu können, je nach Tagesaktivität.
Omnipod 5 mit Dexcom G6 (Naomi & Maren)
Beide Nutzerinnen schätzen besonders die schlauchlose Bauweise des Omnipod 5 und den Bolusrechner. Naomi beschreibt ihren Alltag damit als deutlich entspannter: „Ich kann mental eher mal ‚Urlaub‘ vom Diabetes nehmen, weil das System so viel übernimmt.“ Das schlauchlose Design bietet zudem mehr Freiheit. Allerdings haben beide mit dem Pflaster zu kämpfen – besonders im Sommer hält es nicht zuverlässig. Zudem empfinden sie die Füllmenge als zu gering.
Wunsch für die Zukunft: Mehr zugelassene Insuline, größere Reservoirs und die Zulassung der Handy-App im deutschsprachigen Raum.
Kaleido mit DBLG1 & Dexcom G6 (Jenna, Wiebke & Vicky)
Das Kaleido-System wird besonders für seine Flexibilität geschätzt. Jenna hebt hervor: „Ich kann selbst entscheiden, ob ich die Pumpe direkt am Körper trage oder mit Schlauch.“ Die geringe Größe und das leichte Gewicht sind ebenfalls Pluspunkte.
Wiebke hatte jedoch anfängliche Schwierigkeiten: „In den ersten Tagen hatte ich extrem viele Unterzuckerungen. Nach einer Anpassung lief es aber besser.“ Auch die lauten, nicht deaktivierbaren Alarme und die fehlende Berücksichtigung des Zyklus werden als störend empfunden.
Wunsch für die Zukunft: Ein flexibleres Alarmsystem, Berücksichtigung des Zyklus und eine bessere Sensorintegration.
Fazit
Jedes Loop-System hat seine Stärken und Schwächen. Während einige Nutzer*innen vor allem die Automatisierung und das vereinfachte Management ihrer Glukosewerte schätzen, gibt es immer noch Verbesserungsbedarf – sei es bei Alarmtönen, Sensorgenauigkeit oder Pumpengröße. Doch eins haben alle Befragten gemeinsam: Ihre Systeme ermöglichen ihnen ein Stück mehr Freiheit und ein individuelleres Diabetes-Management.
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