Pen vs. Pumpe im Aktivurlaub - ein Erfahrungsbericht
- Blickwinkel Diabetes
- 27. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Ein Aktivurlaub bedeutet für viele Menschen Abenteuer, Bewegung und das Erkunden neuer Orte, Länder und Kulturen. Für Menschen mit Diabetes stellt diese Art von Urlaub eine zusätzliche Herausforderung im Bezug auf das Diabetes-Management dar. Veränderte Bedingungen, die bspw. durch Wandern in den Bergen, Radfahren oder Wassersport entstehen, beeinflussen den Blutzucker erheblich. Deshalb ist es entscheidend, vorab schon über die persönliche Insulintherapie und die körperliche Belastung nachzudenken. Welche Arten von Aktivitäten werden durchgeführt, wie können diese den Blutzucker beeinflussen, und wie können Gadgets wie ein CGM oder eine Insulinpumpe mir im Urlaub helfen?

Pen vs. Pumpe im Aktivurlaub: Was funktioniert besser?
Ob Pen oder Pumpe, das darf man natürlich selbst entscheiden. Beide Varianten der Insulintherapie haben aber besonders im Aktivurlaub ihre Vorteile.
Vorteile der Insulinpumpe bei sportlichen Aktivitäten
Feinere Anpassung der Insulindosis, besonders durch temporäre Basalraten
Kein häufiger Nadelwechsel notwendig
Möglichkeit, die Insulinzufuhr bei intensiver Bewegung flexibel zu reduzieren
Praktischer bei Langzeitaktivitäten wie Wanderungen oder Radtouren
Automatische Anpassung an die Werte
Vorteile des Insulinpens im Aktivurlaub
Keine technische Abhängigkeit, weniger Risiko durch Geräteausfälle
Unabhängig von Akkus oder Katheterschläuchen
Leichter und unauffälliger zu transportieren
Besonders praktisch für Wassersport, Extremsportarten und Reisen in abgelegene Gegenden
Während die Pumpe mehr Kontrolle bietet, kann sie also bei intensiven Aktivitäten auch hinderlich sein - etwa durch das Tragen des Katheters oder technische Einschränkungen, wie z.B. beim Tauchen. Der Pen hingegen ermöglicht viel Bewegungsfreiheit, erfordert aber auch eine sehr genaue Planung der Insulingaben.
Sandrines persönliche Erfahrungen im Aktivurlaub
Ich habe sowohl mit dem Pen, als auch mit der Pumpe verschiedene Aktivurlaube erlebt und dabei sind mir viele Unterschiede aufgefallen.
Aktivurlaub mit Pen
Als ich noch mit dem Pen gespritzt habe, war ich mit der Uni auf einer 11-tägigen Exkursion in Nord-Ost-Deutschland unterwegs. Wir waren täglich von ca. 7:30 bis 18:00 Uhr (manchmal auch länger) unterwegs und sind hierbei durch Städte, Wiesen und über Inseln gewandert. Im Voraus habe ich bereits mit meiner Diabetologin besprochen, dass ich in dieser Zeit die Basalrate reduzieren werde. Auch bei meinem Mahlzeitenbolus habe ich nur bis 140mg/dl korrigiert, anstatt wie üblich auf 110. Das war die Vorsorge. Durch Bewegung sinkt mein Blutzucker für gewöhnlich recht schnell, daher habe ich auch hin und wieder mit Müsliriegeln oder Saft nachgeholfen, um Hypos zu vermeiden.
Wenn ich doch mal in Hypos gefallen bin, kamen diese jedoch schnell und stark, sodass ich nicht nur einmal etwas verzweifelt war. Mir war das Ganze oft sehr unangenehm, da ich immer das Gefühl hatte, dass dann die ganze Gruppe meinetwegen warten musste. Was hierbei jedoch geholfen hat, war, immer transparent mit dem Thema Diabetes umzugehen. So war allen bewusst, was eine Hypo für mich bedeutet und was sie im Notfall zu tun hätten.
Und oft waren die anderen auch zwischendurch glücklich, wenn es eine Pause gab…
Aktivurlaub mit Pumpe
Ebenfalls mit der Uni, war ich als Begleitperson für eine 9. Klasse auf einem "Field Study Trip" in Südengland. Bei diesem trug ich bereits die Tslim x2. Da ich bereits eine Exkursion mit Diabetes geschafft hatte, war hierbei auch die Angst im Voraus geringer.
Das Schwierige war jedoch, dass ich nicht wusste, wie die einzelnen Tage im Bezug auf Bewegung geplant waren. Ohne einschätzen zu können, wie weit wir täglich laufen würden und mit welcher Intensität, war es schwer, meine Basalrate anzupassen. Daher habe ich diese einfach vorsorglich niedriger gestellt. Durch die Pumpe konnte ich den ganzen Tag den Bewegungsmodus laufen lassen, welcher mir sehr geholfen hat.
Eine weitere Herausforderung, auf welche ich mich glücklicherweise aber vorbereiten konnte, war die ländliche Lage, in welcher wir uns befanden. Mein halber Koffer bestand daher aus Diabetesgadgets und Hyposnacks, damit diese auf jeden Fall reichen würden.
Auch bei dieser Reise war es jedoch wichtig, mindestens zwei Personen zu haben, die sich auskennen, damit diese im Notfall handeln können.

Praktische Tipps und Empfehlungen für Aktivurlauber*innen mit Diabetes
Vorbereitung ist alles: Ob Pumpe oder Pen, euch sollte bewusst sein, was euer Urlaub beinhaltet und wie Insulin, Nadeln oder Katheter ihr braucht. Davon dann am besten das Doppelte einpacken. Wenn ihr in etwa wisst, wie sich die Arten von Bewegung auf euren Körper auswirken, dann könnt ihr auch euren Insulinbedarf grob planen.
Zusätzliche Hilfsmittel: Nehmt definitiv genug Hyposnacks mit! Glukose-Gels oder Traubenzucker können hierbei bei schnellen Unterzuckerungen helfen.
Spontane Aktivitäten: Während ihr mit der Pumpe recht schnelle Anpassungen machen könnt, müsst ihr beim Pen im Voraus die Insulindosen gut kalkulieren, seid also auf alles vorbereitet.
Gefühle und persönliche Eindrücke:
Mein erster Aktivurlaub war definitiv mit Angst verbunden, was aber auch daran lag, dass es mein erster Urlaub mit Diabetes war. Es gibt viele Fragen, die einem dabei durch den Kopf gehen. Aber im Endeffekt sind es genau diese Fragen, welche uns helfen, uns gut auf Extremsituationen vorzubereiten. Und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Daher bin ich der Meinung, dass man manchmal auch seinen Ängsten ins Auge blicken muss. Nur so habe ich es geschafft, super schöne Erinnerungen zu schaffen, obwohl ich im Voraus Angst hatte.
Fazit und persönliche Empfehlungen:
Allgemein betrachtet, muss ich sagen, dass für mich im Aktivurlaub, welcher Wandern beinhaltet, ab sofort nur noch die Pumpe infrage kommt. Der Bewegungsmodus und die einfache und schnelle Anpassung der Basalrate sind hierbei einfach hilfreich. Gleichzeitig bin ich aber nicht abgeneigt in anderen Aktivurlauben eine Pumpenpause einzulegen und stattdessen mit dem Pen zu spritzen. Gerade wenn ich beispielsweise Urlaub am Meer machen möchte, was dann auch Surfen und Tauchen beinhaltet.
Macht euch also frühzeitig Gedanken, was ihr im Urlaub machen möchtet. Wenn ihr unsicher seid, könnt ihr alles auch nochmal mit euren Ärzt*innen besprechen. Ich bin mir jedoch sicher, dass hier jeder die richtige Entscheidung für sich selbst treffen wird.
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